2. August 2021 / Allgemeines

Investitionen in Energiewende und Versorgungssicherheit nötig

VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing besucht die Stadtwerke Bielefeld

Der Klimawandel verändert die Rahmenbedingungen für eine sichere Energieversorgung. Das erfordert vielerorts Infrastruktur-Anpassungen. Zu diesem Thema haben sich Rainer Müller, Geschäftsführer der Stadtwerke Bielefeld, Dr. Nils Neusel-Lange, Geschäftsführer der Bielefelder Netz, und VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing in Bielefeld ausgetauscht. „Infrastrukturen wie Erneuerbare-Energie-Anlagen, Wasser-, Gas-, Strom- und Fernwärmenetze sind keine Produkte von der Stange, sondern Maßanzüge – präzise zugeschnitten auf die Situation vor Ort wie Topographie, Hydrologie, Geologie und erneuerbare Energiequellen,“ sagt Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer vom Verband kommunaler Unternehmen (VKU). Außerdem sind sie sehr langlebig. Infrastrukturen werden für Generationen gebaut: „Sie sind ein Schatz unter der Straße, der den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort gehört. Ziel muss sein, diesen Schatz für Wirtschaft, Bevölkerung und kommende Generationen zu wahren. Dafür braucht das Land ein Infrastruktur-Update,“ so Liebing weiter. Das gilt auch in Bielefeld.

115 Millionen Euro für sichere Netze
Denn das Bestandsgeschäft der Stadtwerke Bielefeld – die Versorgung mit Strom, Gas, Wärme und Wasser – ist Teil der Daseinsvorsorge und hat oberste Priorität. Rainer Müller dazu: „Einerseits, um unseren Auftrag zur Versorgung der Bielefelder Bürger mit einem hohen Maß an Sicherheit zu erfüllen und andererseits die Infrastruktur auf die Herausforderungen der Energie- und Mobilitätswende auszurichten.“ Hierfür sei es unerlässlich, die Infrastruktur mit ihren Anlagen und Netzen jederzeit in einem ordnungsmäßigen Zustand zu erhalten, immer dem aktuellen Stand der Technik anzupassen und auf einen sich möglicherweise verändernden Bedarf von Privat- und Industriekunden auszurichten. Allein in den letzten fünf Jahren haben die Stadtwerke daher über 115 Millionen Euro in die Aufrechterhaltung und den Ausbau der Netze investiert. So wurden beispielsweise die Umspannwerke Ost, Sieker, Sparrenberg und Zwinger an die Anforderungen der neuen Energiewelt angepasst.

Rahmenbedingungen für Investitionen erforderlich
Die Stadtwerke Bielefeld sehen allerdings langfristig eine große Herausforderung in der Ausgestaltung der politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen. „Dies wird am Beispiel der notwendigen Dekarbonisierung der Wärmeversorgung besonders deutlich. Hier werden entsprechende Förderinstrumente benötigt, um den Einsatz innovativer Technologien, wie zum Beispiel Wärmepumpen, Wärmespeicher oder Wasserstoff, im Wärmemarkt zu ermöglichen.“ führt Dr. Neusel-Lange aus. „Es bedarf politischer Festlegungen, um die Wärmewende vor Ort erfolgreich gestalten und umsetzen zu können,“ so Neusel-Lange weiter.

Strombedarf steigt
In Deutschland steigt zudem der Strombedarf durch die zunehmende Nutzung von Wärmepumpen und Elektroautos. Auf der anderen Seite speisen immer mehr Erneuerbare-Energien-Anlagen Strom ins Netz ein. Für eine stabile Stromversorgung müssen das schwankende Energieangebot und die Energienachfrage im Netz aber jederzeit ausgeglichen sein. „Bislang ist es den Verteilnetzbetreibern gelungen, Klimaschutz und Versorgungssicherheit in Einklang zu bringen,“ betont Ingbert Liebing. Für die Zukunftssicherheit müssen jedoch weitere erhebliche Investitionen ins Stromnetz erfolgen. „Neben dem klassischen Netzausbau stehen zukünftig Investitionen in intelligente Lösungskonzepte im Bereich der Verteilnetze („Smart Grids“) im Vordergrund,“ ergänzt Neusel-Lange. „Aufgrund der von der Bundesnetzagentur geplanten Absenkung der Eigenkapitalverzinsung sind diese notwendigen Investitionen für Netzbetreiber wirtschaftlich weniger attraktiv als bisher. Für den vor uns liegenden finanziellen Kraftakt müssen entsprechende Anreize geschaffen werden,“ bekräftigt Rainer Müller.

An der Schnellladesäule am Lenkwerk: Rainer Müller (von links), Ingbert Liebing und Dr. Nils Neusel-Lange. Foto: Stadtwerke Bielefeld/Yvonne Liebold