4. April 2023 / Allgemeines

Erziehungshelden gesucht!

Ausbildungsbündnis gegen Fachkräftemangel in den Erziehungsberufen

Der Fachkräftemangel ist allerorten zu spüren, auch in Bielefeld. Gerade auch im Bereich der Erziehungsberufe führt der Fachkräftemangel mittlerweile zu großen Problemen. Um die Betreuung in den KiTas und anderen Einrichtungen der Stadt dauerhaft zu sichern und möglichst viele junge Menschen für diese Berufe zu qualifizieren, hat die Stadt Bielefeld zusammen mit Trägern und Einrichtungen ein Ausbildungsbündnis ins Leben gerufen.

„Im aktuellen KiTa-Jahr konnten wir erstmals in den städtischen Kindertageseinrichtungen Stellen in größerer Anzahl nicht mehr besetzen. Im Laufe des KiTa-Jahres wurden weitere Stellen frei, die auch nur im Einzelfall wiederbesetzt werden konnten. Das sind alarmierende Signale, denen wir so schnell wie möglich entgegenwirken müssen“, erklärt der Dezernent für Soziales und Integration Ingo Nürnberger.

Auch die noch geplanten zusätzlichen KiTa-Plätze für die in Planung und Bau befindlichen Kindertageseinrichtungen sowie der Rechtsanspruch auf einen OGS-Platz verschärfen die Situation.

Abstimmungsgespräche mit den Bielefelder freien Trägern und den Berufskollegs zeigten ein ähnliches Bild. Betroffen von dem Fachkräftemangel sind nicht nur die Kindertageseinrichtungen, sondern auch Erziehungshilfeeinrichtungen und die Offene Ganztagsschule. 

Dem möchte die Stadt Bielefeld nun mit einer breit aufgestellten Ausbildungsoffensive gemeinsam mit den freien Trägern, den Berufskollegs in Bielefeld, der Arbeitsagentur, dem Jobcenter, der Jugendberufsagentur, der REGE und dem Amt für Schule unter Federführung des Jugendamtes entgegenwirken. Ulrich Gödde, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Kita-Träger: „Das Thema ist uns allen in diesem Bündnis wichtig, weil wir sehen, wie sich der Erziehermangel tagtäglich belastend für die Kinder und auf die Familien auswirkt, wenn unsere Kitas zum Beispiel ihre Betreuungszeiten einschränken müssen. Auch für die Erzieher*innen ist diese Situation eine Belastung.“ Und Birgit Hoffmann, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Träger von Einrichtungen der Hilfe zur Erziehung ergänzt: „Auch in den stationären Jugendhilfeeinrichtungen, in denen viele Kinder und Jugendliche rund um die Uhr betreut werden, verschärft sich die Situation immer mehr. Wir müssen jetzt dringend handeln, damit es in Zukunft wieder besser wird. Erzieher*in zu sein ist eine wunderbare Arbeit, das wollen wir mit unseren Aktivitäten transportieren.“

Die Ausbildungsoffensive umfasst verschiedene Maßnahmen. Die Ausbildungsoffensive startet jetzt mit einer kurzfristigen Werbe- und Informationsaktion. Zum Schuljahr 2023/2024 stehen am Maria-Stemme-Berufskolleg noch ca. 50 freie Schulplätze für den schulischen Teil der Ausbildung zur Verfügung. Die freien Träger und die Stadt stellen ebenfalls ausreichend praktische Ausbildungsplätze zur Verfügung. Eine neue Internetseite stellt Informationen über die unterschiedlichen Ausbildungsmöglichkeiten und Ausbildungsgänge bereit und enthält eine aktuelle Liste aller Träger, die noch freie praktische Ausbildungsplätze in ihren Einrichtungen anbieten können. Diese Informationen sind unter www.bielefeld.de/erziehungshelden zu finden.

Zusätzlich werden über die Sozialen Medien, über Promotion an den weiterführenden Schulen sowie Werbemaßnahmen bis zum Bewerbungsschluss Ende Mai „Erziehungshelden“, so der Titel der Kampagne, gesucht.

„Sinnvoll ist, dass die Interessenten zunächst Kontakt zum Berufskolleg aufnehmen. In einem zweiten Schritt steht dann die Suche nach einem Praxisausbildungsplatz auf dem Programm“, sagt Markus Kiehne, der Leiter des Maria-Stemme-Berufskollegs.  

Die städtischen Kindertageseinrichtungen und die städtischen Erziehungshilfeeinrichtungen stellen für das kommende Ausbildungsjahr 2023/2024 insgesamt 25 Ausbildungsplätze zusätzlich zur Verfügung: vier Stellen in den städtischen Erziehungshilfeeinrichtungen für die praxisintegrierte Ausbildung zum Erzieher oder zur Erzieherin und 21 Ausbildungsplätze für die Ausbildung in den Bereichen Erziehung und Kinderpflege in den städtischen Kindertageseinrichtungen. „Dieser Ausweitung der Ausbildungskapazitäten hat der Rat der Stadt gestern zugestimmt. Darüber freue ich mich sehr. Die Sicherstellung der Kinderbetreuung ist enorm wichtig: für die Eltern, für die Kinder, aber auch für die Wirtschaft. Es ist gut, dass auch das Land die Ausbildung über ein Soforthilfeprogramm stärker fördert. Allerdings springt das Soforthilfeprogramm deutlich zu kurz. Der Förderumfang reicht bei weitem nicht aus“, so Ingo Nürnberger

Hintergrund

In einem Soforthilfeprogramm gegen den Fachkräftemangel stellt auch das Land NRW finanzielle Mittel zu den bisher geförderten 500 Plätzen für Kinderpflegerinnen und -pfleger weitere Gelder für 900 Ausbildungsplätze in den Kindertageseinrichtungen zur Verfügung. Insgesamt beabsichtigt das Land, dafür 20 Millionen Euro bereitzustellen. Das Zuschussverfahren und die Höhe der Zuschüsse sowie die Höhe der Ausbildungsvergütung stehen noch nicht fest.

V.l. Laura Berenbrink, Auszubildende, Anja Klauschke, Maria-Stemme-Berufskolleg, Sozialdezernent Ingo Nürnberger, Markus Kiehne, Maria-Stemme-Berufskolleg, Ulrich Gödde, Falken Kita, Anika Köban, Auszubildende, Birgit Hoffmann, Mädchenhaus Bielefeld

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