30. September 2021 / Allgemeines

Wenn die Kaffeemaschine die Kontonummer kennt

Auftakt für Forschungsgruppe am Zentrum für interdisziplinäre Forschung

Ob Fernseher, Kaffeemaschine oder Auto: Geräte, die uns das Leben erleichtern, indem sie uns Alltagsarbeit abnehmen und sich vielleicht sogar den Vorlieben ihrer Nutzer*innen anpassen, die dazu lernen und Entscheidungen treffen, finden in immer mehr Lebensbereichen Verwendung. Welche ökonomischen und rechtlichen Herausforderungen bringen solche Produkte mit sich? Damit befasst sich ab Oktober für zehn Monate eine internationale Forschungsgruppe am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld. Ihre Eröffnungskonferenz findet vom 4. bis zum 6. Oktober in hybridem Format statt. 

Smarte Produkte wie lernende Haushalts- oder Gesundheitsgeräte und hochautomatisierte Fahrzeuge halten zunehmend Einzug in den Alltag. „Diese Geräte erleichtern uns nicht nur das Leben, sie werfen auch wirtschaftliche und rechtliche Fragen auf“, erklärt der Ökonom Professor Dr. Herbert Dawid von der Universität Bielefeld. Er leitet die Forschungsgruppe zusammen mit der Juristin Professorin Dr. Sabine Gless von der Universität Basel (Schweiz) und dem Ökonomen Professor Dr. Gerd Muehlheusser von der Universität Hamburg. „Da geht es etwa um Haftung und Datenschutz, Verbraucherakzeptanz und gesetzliche Regulierung, aber auch um die Frage, wie Unternehmen in diesem Bereich mit der Unsicherheit über zukünftige rechtliche Rahmenbedingungen und Konsumentenakzeptanz umgehen können“, sagt Herbert Dawid. Wer haftet etwa, wenn ein hochautomatisiertes Fahrzeug einen Unfall verursacht? Ist der Schutz der Privatsphäre gesichert, wenn Fernseher oder Kühlschränke Informationen über ihre Besitzer*innen sammeln? Wie lässt sich sicherstellen, dass Roboter, die neben oder mit Menschen arbeiten, zuverlässig funktionieren? „In den meisten dieser Bereiche wird gerade erst diskutiert, wie eine gute gesetzliche Regulierung aussehen kann“, sagt Sabine Gless. 

Die Forschungsgruppe hat sich deshalb drei Themenfelder vorgenommen: den Einfluss rechtlicher Rahmenbedingungen auf die Entwicklung smarter Produkte, den Datenschutz und die Wechselwirkungen zwischen technologischen Neuerungen und dem Rechtssystem. 

„Wir wissen zum Beispiel noch zu wenig darüber, wie sich die rechtlichen Rahmenbedingungen auf die Anreize von Unternehmen auswirken, in die Entwicklung von smarten Produkten zu investieren, und zu welchem Zeitpunkt und mit welchen Eigenschaften diese Produkte dann letztlich auf den Markt gebracht werden“, erläutert Gerd Muehlheusser. „Ein besseres Verständnis dieser Fragen ist wichtig angesichts der rasant fortschreitenden technologischen Entwicklung.“

45 Fellows aus zwölf Ländern werden bis Juli des kommenden Jahres in der neuen Forschungsgruppe zusammenarbeiten. Sie kommen aus den Forschungsbereichen Ökonomie, Rechtswissenschaften, Management, Soziologie, Philosophie, Informatik und Ingenieurswissenschaften und aus der Industrie. 

Auf der Eröffnungskonferenz geht es in erster Linie um die Verlässlichkeit von intelligenter Technik, ihren Einsatz im Rechtswesen, Haftungsfragen, Datenschutz und das Vertrauen der Menschen in diese Produkte. Auf dem Programm stehen auch zwei Keynote-Vorträge:  Professor Eric Talley PhD (Columbia University, USA) spricht über autonome Fahrzeuge und Professorin Dr. Mireille Hildebrandt (Vrije Universiteit Brussel, Belgien) über die Verlässlichkeit Künstlicher Intelligenz.  Abgerundet wird die Konferenz durch eine Podiumsdiskussion mit Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis. Sie sprechen über die Frage „Wie weit gehen wir mit smarten Produkten?“ 

Das Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld ist eine unabhängige, thematisch ungebundene Forschungseinrichtung und steht Wissenschaftler*innen aller Länder und aller Disziplinen offen. ZiF-Forschungsgruppen sind längerfristige, interdisziplinäre Projekte und stehen im Mittelpunkt der Arbeit des ZiF. Neben regelmäßigen Arbeitstreffen veranstalten die Forschungsgruppen Konferenzen, Workshops und Vorträge.

Die Tagung ist öffentlich und findet in hybridem Format statt. Interessierte sind herzlich eingeladen, online teilzunehmen. Die Tagungssprache ist Englisch. Eine Anmeldung ist erforderlich bei: trixi.valentin@uni-bielefeld.de. 

Weitere Informationen:

Website der Tagung „Economic and legal challenges in the advent of smart products“
„Recht soll den technischen Fortschritt fördern“ (Beitrag im Aktuell-Blog der Universität Bielefeld)
Kontakt:
Nadine Sutmöller, Universität Bielefeld
Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF)
E-Mail: smart-products@uni-bielefeld.de

Meistgelesene Artikel

Leinewebermarkt 2025
Lokalnachrichten aus Bielefeld

Bielefeld feiert Tradition, Vielfalt und Lebensfreude

weiterlesen...
Arminia greift nach dem großen Coup
Lokalnachrichten aus Bielefeld

Public Viewing zum Pokalfinale am 24. Mai auf dem Jahnplatz!

weiterlesen...

Neueste Artikel

Luxusjacht «Bayesian» aus dem Meer geborgen
Aus aller Welt

Sie galt als unsinkbar – dann kam ein Sturm, bei dem Menschen ums Leben kamen. Zehn Monate später, nach Verzögerungen und einem tödlichen Unfall, ist die Luxusjacht wieder ans Tageslicht gekommen.

weiterlesen...
Spektakuläre Flucht: Sträfling türmt aus dem Gerichtssaal
Aus aller Welt

Einem verurteilten Straftäter wird der nächste Prozess gemacht. Direkt nach der Urteilsverkündung rennt er von der Anklagebank zum Fenster und springt ins Freie. Jetzt wird nach ihm gefahndet.

weiterlesen...