16. Februar 2022 / Allgemeines

Klärschlammmonoverbrennungsanlage: Vorhandene Infrastruktur kann genutzt werden

Bielefeld App NEWS

Jede Bielefelderin und jeder Bielefelder produziert im Durchschnitt täglich 130 Liter Abwasser - beim Duschen, beim Kochen, beim Spülen oder beim Toilettengang. In diesem Abwasser sind organische Substanzen enthalten, aber auch Mikroplastik, Arzneimittelrückstände und Krankheitserreger. Die Kläranlagen filtern aus dem Abwasser alle schädlichen Stoffe heraus. Was zurückbleibt, ist Klärschlamm. Bisher wurden die Klärschlämme nicht nur verbrannt, sondern auch auf landwirtschaftlichen Flächen entsorgt. Weil das aber nur schwer mit Umwelt- und Gesundheitsschutz in Einklang zu bringen ist, hat der Gesetzgeber diese Möglichkeit stark eingeschränkt. Darüber hinaus muss künftig der im Klärschlamm enthaltene Phosphor zurückgewonnen werden. Bereits heute führen die konkreten gesetzlichen Änderungen (Düngeverordnung, Düngemittelverordnung und Klärschlammverordnung) zu einer drastisch veränderten Marktsituation, so dass zeitnaher Handlungsbedarf gegeben ist.

Weil es in Ostwestfalen-Lippe (OWL) nicht möglich ist, Klär-schlamm gemäß der neuen Anforderung zu verbrennen, müssen entsprechende Kapazitäten geschaffen werden. Nur so kann eigenständig die Entsorgungssicherheit in der Region gewährleistet und können ökologisch und wirtschaftlich unnötige Klärschlammtransporte vermieden werden. Knapp 80 Kommunen bzw. kommunale Betriebe aus OWL und Umgebung haben sich zur Klärschlammkooperation OWL zusammengeschlossen und die Entsorgung der Klärschlämme ausgeschrieben. Die MVA Bielefeld-Herford GmbH hat sich mit ihrem Konzept beworben. Sie möchte die Müllverbrennungsanlage auf dem rund sieben Hektar großen Gelände am Schelpmilser Weg um eine Klärschlammmonoverbrennungsanlage (KMVA) erweitern und die vorhandene technische Infrastruktur wie Rauchgasreinigung, Schornstein, Waage, Leitwarte, Werkstätten sowie das Dampfsystem mit Turbinen nutzen. Die Anlage sieht pro Jahr eine Verbrennung von bis zu 35.000 Tonnen Klärschlamm Trockensubstanz vor.

Die wesentlichen Einrichtungen der KMVA werden in einem massiven Gebäude untergebracht und betrieben, so dass keine Betriebsgeräusche nach außen dringen. Damit auch keine Geruchsemissionen in die Umgebung gelangen, wird der Bereich der Klärschlammannahme in einem ständigen Unterdruck gehalten. Die aus dem Bunker abgesaugte Luft wird inklusiv der enthaltenden Gerüche verbrannt.

Die Rauchgasreinigung
Die MVA Bielefeld verfügt über eine der besten Rauchgasreinigungsanlage in ganz Deutschland. Auch nach Anbindung der KVMA wird das hervorragende niedrige Emissions-Niveau sicher eingehalten und auch zukünftig erheblich die Vorgaben der 17. Bundes-Immissionsschutzverordnung (BlmSchV) unterschreiten.

Die Anlieferung
Die Klärschlämme kommen in geschlossenen Containern an, so dass auch auf dem Weg zur Monoverbrennungsanlage die Bevölkerung nicht durch unangenehme Gerüche belästigt wird. „Nach Möglichkeit versuchen wir, durch privatrechtliche Vereinbarungen mit den Anliefernden sicherzustellen, dass die Anlieferung der Klärschlämme nur über die Eckendorfer Straße und nicht durch die angrenzenden Wohngebiete erfolgt“, sagt Stefan Pöschel, Geschäftsführer der Interargem. Durch die Verbrennung des Klärschlamms sind am Tag etwa 30 Lkw mehr zu erwarten. Zur Einordnung: Bisher erreichen die MVA täglich etwa 200 Lkw – erlaubt sind 240. Insgesamt sind auf der Eckendorfer Straße jeden Tag bis zu 1500 Lkw unterwegs. Somit würde sich der Lkw-Verkehr lediglich um zwei Prozent erhöhen. Durch die Nähe zur Kläranlage auf der anderen Straßenseite ist der Transportweg für diesen Klärschlamm besonders kurz. Bei einem anderen Standort würden diese Klärschlämme nochmal durch die Stadt gefahren werden müssen.

Der Zeitplan
Am 22. und 23. Februar finden die Erörterungstermine der Bezirksregierung statt. Nach erfolgter Genehmigung könnte nach jetzigem Zeitplan der Bau der Anlage Anfang 2023 starten, so dass mit einer Inbetriebnahme im Jahr 2025 gerechnet werden kann. Alle Informationen zu dem Projekt erhalten Interessierte auf der Webseite www.interargem.de. Außerdem stehen die Verantwortlichen der MVA gerne für Gespräche zur Verfügung. Fragen können auch per Mail (dialog@mva-bielefelde.de) gestellt werden.

Stefan Pöschel (links), Geschäftsführer der Interargem und Thomas Pörtner, Geschäftsführer der MVA, zeigen den Standort der geplanten Anlage. Foto: MVA Bielefeld | Yvonne Liebold
 

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